Tage-der-deutschen-Erntedank-Einheit

Wohl niemand hat Anfang Oktober 1990 daran gedacht, dass nur wenige Jahre später der musikalische Weg Symbolcharakter für ein Zusammenwachsen von Ost und West haben könnte

Am wenigsten die damals gerade elfjährige Julia, die durch ihren Umzug im Jahr 2007 den Zentralchor samt Orchester in Sachsen/Thüringen verließ, und in der neuen Heimat im hohen Norden kurz darauf den Kammerchor „Gloria Dei“ des Bezirkes Flensburg gründete. Der Kontakt nach Hause blieb nicht nur familiär sondern auch musikalisch erhalten und so entstand erstmals Erntedank 2014 ein gemeinsames Musikprojekt beider Ensembles in Leipzig. Der bereits damals versprochene Gegenbesuch in Flensburg konnte nach intensiven Planungen nun endlich Erntedank 2016 realisiert werden und hinterlässt eine breite Spur der Dankbarkeit, Freude und Einheit.

Am Freitagabend des 30. September reisten die Musiker, teils mit Partnern, aus Sachsen/Thüringen mit drei Bussen an. Bereits Samstagfrüh trafen sich alle 130 Glaubensgeschwister in der Flensburger Kirche mit dem Kammerchor „Gloria Dei“ und starteten von dort in die nahegelegene Nikolaikirche für ein kleines, feines Auftaktsingen im würdevollen Rahmen. Weinte zuvor noch der Himmel vor Freude, konnte schließlich auch die Sonne norddeutsches Wetter von der allerbesten Seite zeigen. Während die Gäste bei Stadtführungen die schönsten Ecken Flensburgs erkundeten, bereiteten fleißige Hände in der Kirche ein reichhaltiges Mittag vor. Bei dänischen Hotdogs, bei Fisch, Salat, Kuchen und belegten Broten fand jeder etwas für seinen Geschmack. An dieser Stelle ein Dank an alle, die zum Buffet etwas beitrugen und so den sich anschließenden Generalprobennachmittag ohne knurrende Nebengeräusche aus hungrigen Musikermägen ermöglichten.

Das Erntedankfest fand als Bezirkstag für den Ältestenbezirk Flensburg am Sonntag im NCC Husum statt. Glaubensgeschwister aus allen zehn Gemeinden und die Gäste aus Sachsen/Thüringen versammelten sich dort zum Gottesdienst mit dem Bischof Beckmann, um anschließend, nach einer Stärkung mit norddeutscher Kartoffelsuppe und mit viel Gelegenheit für Austausch und Gemeinschaft, das Konzert am Nachmittag zu erleben.

Der Gottesdienst wurde musikalisch vom Zentralchor, dem Kammerchor und einigen Instrumentalisten mitgestaltet. Mit den Worten aus Hiob 28, 24 diente der Bischof den etwa 600 Gottesdienstteilnehmern und ließ deutlich werden, wie gut wir es als Gotteskinder in unserem Land haben. Die Mentalität, nicht genug bekommen zu können, als deutliches Zeichen von Überfluss, ist kritisch in Frage zu stellen, wenn man in andere Gegenden der Welt blickt, wo die Menschen kaum genug zum Überleben haben: Sei dankbar für das, was du hast! Schätze die Gaben Gottes als Wert und behandele sie auch wertvoll – Partner und Kinder sind auch Gaben Gottes! Im Mitdienen wurde noch einmal auf verschiedene Herkunft und auf die Ernte im Speziellen eingegangen: Der große Gott ist keine Erntemaschine, die die kleinen Kartoffeln einfach liegen lässt. Unser himmlischer Vater nimmt sich aller Seelen an, egal ob es Äpfel mit Dellen, krumme Gurken oder zu kleine Kartoffeln sind. Wir alle sind eine Gemeinschaft im Glauben und haben dasselbe Ziel. Es verbindet uns über Grenzen hinweg.

Um 16 Uhr begann das Konzert, für das alle Musiker so fieberhaft geprobt hatten. Unter dem Motto „Lob, Ehr‘ und Dank“ boten die beiden Chöre und das Orchester Werke verschiedener Komponisten dar. Die 21 Kinder des Bezirkskinderchores Flensburg warteten in der ersten Reihe gespannt auf ihren Auftritt vor einem großen Publikum. Der Dirigent des Zentralchores und Orchesters Sachsen/Thüringen, Jürgen Gerisch, hat eine Liederfolge für Kinderchor, Chor und Orchester aus verschiedenen alt bekannten neuapostolischen Kinderliedern komponiert, deren Vortrag den jungen Sängerinnen und Sängern anschließend tosenden Beifall einbrachte. Auch unbekannte Werke junger Textschreiber und Komponisten fanden Platz im abwechslungsreichen Programm, ebenso wie einzelne Solodarbietungen von Trompete, Harfe und Sopran. Standing Ovations vom Publikum als anerkennender Dank an alle Musiker, Schluss- und Dankesworte des Bezirksältesten Püschel an die Akteure und alle Helfer im Hintergrund leiteten über in ein Abschlussgebet, in das ebenfalls nicht genug Freude und Dankbarkeit für dieses rundum gelungene Wochenende einfließen konnten. Nach so viel Danksagung beendeten die beiden Chöre und das Orchester schließlich nach 80 Minuten das Konzert mit einer Bitte: „Bleib bei uns, denn es will Abend werden“.

Am Montagmorgen noch vor neun Uhr machten sich die musikalischen Gäste mit drei Bussen wieder auf den Heimweg nach Sachsen/Thüringen. Und erneut weinte der Himmel. Doch wir wollen nicht traurig sein, denn wir wissen, dass wir uns wiedersehen werden. Wenn es in den Zeitplan Gottes passt, dann gern für ein weiteres gemeinsames Musikprojekt auf Erden, ansonsten lassen wir eben zusammen den Himmel klingen.

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Moin Moin und herzlich willkommen in Flensburg! (Bericht aus dem Bezirk Plauen)